Freundeskreis der Wieslocher Städtepartnerschaften e. V.  
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Fontenay-aux-Roses

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April 2023
Als Botschafter für die deutsche Sprache unterwegs

16 Wieslocher Gymnasiasten unterrichten Grundschüler in Fontenay

Von Anne Polenz, Christian Stärk, Frederik Schonger, Jolin Gerspach, Maria Ritz und Phil Hess (Klassenstufe 10)

Von Jahr zu Jahr nimmt die Zahl der Schülerinnen und Schüler ab, die an französischen Schulen Deutsch als Fremdsprache lernen. Umso mehr ist das Erasmusprojekt des Ottheinrich-Gymnasiums in Wiesloch ein wichtiger Schritt, um den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Frankreich zu fördern.
In diesem Rahmen brachen wir, 16 Zehntklässlerinnen und Zehntklässler des OHG unter der Leitung von Iris Graf und Heike Hellwarth, zu Beginn der Osterferien nach Paris auf und sammelten dort wichtige Einblicke in die französische Kultur. Nach einer ausführlichen Erkundungstour durch Paris ging es an die Grundschulen "La Roue A" sowie "Les Pervenches" in Fontenay-aux-Roses, Wieslochs französischer Partnerstadt in der Nähe von Paris. Dort wurden wir herzlich von Dominique Lafon empfangen, der in seiner Rolle als Bürgermeister den Kontakt zwischen unseren Partnerstädten unterstützt.

An den Grundschulen in die Rolle des Lehrers zu schlüpfen, stellte für uns in der Fremdsprache eine gewisse Herausforderung dar – die wir dennoch meisterten. Mithilfe der aufwändig vorbereiteten interaktiven Unterrichtsstunden konnten wir den Grundschulkindern vielfältige Eindrücke vermitteln, die ihnen die deutsche Kultur näherbrachten. Die wenigsten von ihnen waren bislang in Deutschland gewesen, weshalb sie oft keine realistischen Vorstellungen davon hatten. So kam beispielsweise die Frage auf, ob man denn mit dem Auto nach Deutschland fahren könne und wie das Klima dort sei. Gleichzeitig gab es auch im Hinblick auf Entwicklungsstand und politisches System bedenkliche Assoziationen, wie etwa die Frage, ob es in Deutschland WLAN gebe oder ob noch Diktatur herrsche. Gerade solche Situationen haben uns gezeigt, wie wichtig unsere Aufklärungsarbeit tatsächlich ist.

Insgesamt schienen der sprachliche und kulturelle Austausch den Grundschulkindern sehr gefallen zu haben, während sie gleichzeitig besser über ihre eventuelle zweite Fremdsprache informiert wurden und diesbezüglich nun eine reflektiertere Entscheidung treffen können.
Auch wir haben vieles gelernt, seien es historische Zusammenhänge rund um die wichtigsten Pariser Monumente oder die wertvollen sprachlichen und sozialen Kompetenzen aus dem Unterricht.

Gleichzeitig konnten wir in Paris ebenso interessante Beobachtungen zu gesellschaftlichen Aspekten machen. Dass in der prunkvollen und florierenden Metropole Obdachlose zum Schlafen auf die U-Bahn-Gänge zurückgreifen müssen, zeigt eine unfassbare soziale Ungerechtigkeit im Pariser Alltagsleben auf – ein großes Problem in vielen Großstädten weltweit. Des Weiteren war es für viele von uns ein Kulturschock, als wir die ersten Male beim Betreten öffentlicher Einrichtungen gründliche Sicherheitskontrollen durchlaufen mussten.
Zusammenfassend hat uns allen die Reise Spaß gemacht und wir haben viel gelernt. Projekte wie das Erasmusprojekt stärken die internationale Zusammenarbeit von Partnerstädten sowie den kulturellen Austausch, sodass wir alle davon profitiert haben. Ohne die großzügige Förderung durch das Erasmus+-Programm der Europäischen Union wäre die Fahrt in diesem Umfang nicht möglich gewesen.
Foto: Die Reisegruppe mit Bürgermeister Dominique Lafon vor dem Rathaus von Fontenay-aux-Roses.

 


Informationen zur Stadt:

Die Stadt Fontenay-aux-Roses liegt 9 km südlich von Paris (Notre Dame) und zählt rund 24.000 Einwohner. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Fontenay-aux-Roses Ende des 11. Jahrhunderts. Fontenay war damals ein kleiner Weiler, der zum Dorf Bagneux gehörte. Im 13. Jahrhundert zählte das Dorf 220 Seelen, die meisten waren Bauern und Winzer. 1460 hatte Fontenay gerade noch 90 Einwohner. Mit Genehmigung des Königs Heinrich III. igelte sich das Dorf in Palissaden ein, um sich so vor Soldaten, Vagabunden und Landstreichern zu schützen.

Außer Weinbau wurden auf der Gemarkung von Fontenay erfolgreich Rosen kultiviert, daher der Name “Fontenay-aux-Roses”, der seit 1649 erscheint. Gemäß einem sehr alten Brauch waren die Herzöge und Adligen von Frankreich verpflichtet, zu einer jährlich wiederkehrenden Zerwmonie Rosen in das Parlament von Paris zu bringen. Fontenay hatte schließlich das Privileg, in Form von Kränzen und Sträußen den “Rosenstrauch des Hofes” zu beliefern, der das Verkaufsmonopol besaß. Als sich die Mode änderte, wurden Rosengärten zugunsten von Blumen- und Fruchtkulturen aufgegeben.

Fontenay-aux-Roses Partnerstadt Wiesloch

Im Laufe des 17. Und 18. Jahrhunderts entwickelte sich unter den reichen Einwohnern von Paris die Mode, sich “Landhäuser”, die auch Chåteaux getauft wurden, bauen zu lassen. Einige von ihnen bestehen heute noch, z. B. jenes von Denis Thierry, dem Herausgeber der Fabeln von La Fontaine, das Chåteau Laboissière und jenes, das unter dem Namen Chåteau Sainte-Barbe bekannt ist. Rund um diese schönen Behausungen gab es einige Berühmtheiten, die gekommen waren, um den ruhigen Genuss des Landlebens zu suchen. Als die Revolution ausbrach, zählte Fontenay-aux-Roses 850 Einwohner.

Neben den Auswirkungen der Kriege, der Eisenbahn und des Automobils veränderte sich vor allem in den letzten 30 Jahren das Gesicht des alten Dorfes beträchtlich. Um der Nachfrage und den Bedürfnissen der neuen Bevölkerung nachzukommen, beteiligte man sich am Aufbau von Wohneinheiten ebenso wie an der Entwicklung von verschiedenen sozialen Einrichtungen, welche Angebote im sportlichen und kulturellen Bereich ausdehnten.